Pferde

Therapie mit Pferden

Pferd in der Therapie

Pferde eigenen sich hervorragend für therapeutische Zwecke

Schon seit langer Zeit werden Tiere in der Therapie eingesetzt, und besonders Pferde eignen sich hervorragend dazu. Denn das Pferd kann als Bewegungssimulator für die Grundlage der Behandlung neurologischer Bewegungsstörungen eingesetzt werden, fördert durch das gleichzeitige Wirken vieler Sinnesreize die Wahrnehmung und das Körperbewusstsein und hat auch einen unschätzbaren Wert als Lebewesen selbst.
Grundsätzlich nennt man die Therapie mit Pferden Therapeutisches Reiten, allerdings werden hierbei vier Teilbereiche unterschieden:
•    Behindertenreiten
•    Heilpädagogisches Voltigieren und Reiten
•    Ergotherapie mit dem Pferd
•    Hippotherapie

Beim Behindertenreiten steht weniger die Entwicklungsförderung als die Sportdisziplin Reiten im Vordergrund. Je nach den individuellen Patienten kann die mögliche Leistung vom Reitunterricht an der Longe bis zum Freireiten im Gelände oder der Teilnahme an Turnieren variieren. Wichtig ist hierbei auch der persönliche Umgang mit dem Pferd, den ausgebildete Lehrwarte fördern.
Wie schon in der Bezeichnung enthalten, richtet sich das Heilpädagogische Voltigieren/ Reiten an eine Zielgruppe, die vorwiegend mit sozialen oder seelischen Beeinträchtigungen zu kämpfen hat. Die Therapeuten sind ausgebildete Pädagogen und im Vordergrund steht der Umgang mit dem Pferd sowie oft auch mit anderen Patienten, denn in diesem Bereich werden die Therapien auch oft in kleinen Gruppen abgehalten.
Die Bereiche Ergotherapie und Hippotherapie sind sich ähnlicher als die anderen beiden, allerdings ist der Therapeut bei der Ergotherapie ein ausgebildeter Ergotherapeut, während es bei der Hippotherapie ein Physiotherapeut ist. Außerdem soll bei der Ergotherapie die größtmögliche Selbstständigkeit für den Patienten erreicht werden, und Hippotherapie ist als Krankengymnastik auf dem Pferd zu bezeichnen. Bei der Hippotherapie wird neben einem Physiotherapeuten auch noch ein Pferdeführer benötigt, welcher das Pferd führt, damit sich der Therapeut völlig auf den Patienten konzentrieren kann. 

Der Schlüsselpunkt dieser Therapie ist jedoch immer das Pferd. Dieses bedarf deshalb auch einer speziellen Auswahl und Ausbildung, für die zwei Faktoren von wesentlicher Bedeutung sind: der Charakter und das äußere Erscheinungsbild.
Denn ein Therapiepferd muss geduldig, ruhig und nervenstark sein und äußerst belastbar, da diese Tätigkeit nicht nur körperlich, sondern auch psychisch sehr anstrengend sind. Außerdem ist es wichtig, dass es in jeder Situation ruhig bleibt und so gegen seinen Fluchtinstinkt handelt, um die Sicherheit für die Patienten zu gewährleisten. Neben gewissen Anforderungen an Schulter, Rumpf, Lendenpartie und Kruppe ist ein freier, fleißiger und raumgreifender Schritt, da die Therapien hauptsächlich in der Grundgangart Schritt abgehalten werden. Aber auch ein ruhiger und gleichmäßiger Trab und Galopp sind unabdingbar.
Daneben ist eine solide Ausbildung des Therapiepferdes notwendig, bevor es in der Therapie eingesetzt werden kann. Dazu gehört die Arbeit an der Longe genauso wie unter dem Sattel und Bodenarbeit. Allerdings kann selbst ein absolut gut ausgebildetes Therapiepferd nicht sieben Tage in der Woche eingesetzt werden, denn auch ein Pferd braucht, genau wie wir Menschen, Freizeit und Pausen. Deshalb ist Koppelgang mit anderen Pferden genauso wichtig wie abwechslungsreiche Bewegung abseits der Therapieeinheiten.

Da die Zahl der Kinder und Erwachsene immer mehr steigt, die an körperlichen, geistigen oder sozialen Entwicklungsstörungen und Beeinträchtigungen leiden, nimmt auch das Therapieangebot stetig zu. Denn die Wirkung dieser Reitherapien bezieht sich nicht nur auf neurologische Bewegungsstörungen, sondern auch auf Körperwahrnehmung des Patienten und Selbstbewusstsein. Das bedeutet, dass vier Wirkprinzipien eine große Rolle spielen: der neuromotorische Ansatz (Bewegung des Pferdes), der sensomotorische Ansatz (Körper des Pferdes), der psychomotorische und der soziomotorische Ansatz (Wesen des Pferdes). Die Möglichkeit, mithilfe des Pferdes als Co-Therapeut diese vier Ansätze zu verbinden, macht das Therapeutische Reiten zu einer unschätzbaren Therapiemethode, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene.

Foto: Jürgen Fälchle – Fotolia.com

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