Reiten trotz Krankschreibung

Pferd versorgen - Krankschreibung

Sie sind krank, haben aber ein Pferd zu versorgen.

Szenario vor ein paar Tagen im Stall: Ich bin gerade gemütlich am Pferd putzen, überlege dabei, die letzten Sonnenstunden zu nutzen und ausreiten zu gehen, da lässt mich auf einmal ein feuerwerkslauter Hustanfall nebenan zusammenzucken. Eine Mitreiterin steht zwei Meter entfernt mit ihrem Putzkoffer, den sie gerade abgestellt hat und dabei fast an ihrem Husten erstickt. Sie sieht auch nicht besonders gut aus, blass und die Augen leicht geschwollen, mit roter Nase und einem Schal um den Hals. Kaum ist der Hustenanfall vorbei, stiefelt sie los um ihr Pferd zu holen. Der Vorteil: Jeder weiß genau, wo sie sich aufhält, denn der Husten (fast genau alle sieben Sekunden) ist so laut, dass man ihn im ganzen Stall hören kann. Wir putzen danach schweigend nebeneinander unsere Pferde, nach ungefähr zehn Minuten wage ich vorsichtig die Frage, ob sie krank sei. Sofort ein böser Blick und die Antwort: „Ich muss mich um mein Pferd kümmern, da kann ich nicht krank sein.“ Ich halte mich mit einer Antwort zurück und stehle mich beim nächsten Hustenanfall vorsichtig aus der näheren Umgebung, ich muss nicht unbedingt ihre Bazillen abbekommen.

Mit Fieber im Stall, ein fragwürdiges Vergnügen

Leider erlebe ich es viel zu häufig, dass Stallkollegen halbkrank oder sogar mit Fieber in den Stall fahren, um den geliebten Vierbeiner zu versorgen. Ungeachtet der Risiken, die das darstellt, sowohl für die Kranken selber, als auch für alle anderen rund herum. Ich bin Gott sei Dank selber nicht allzu häufig krank, aber wenn, dann bleibe ich auf jeden Fall zuhause und kuriere mich gut aus. Denn ich finde es absolut unverantwortlich, mit einer starken Erkältung oder Fieber ins Auto zu steigen und sogar in den Stall zu fahren. Gesund werden heißt für mich, im Bett zu bleiben, Tee zu trinken und mich auszuruhen. Bei aller Liebe, die für das eigene Pferd empfunden wird, Krankenbesuche sind für mich absolut fehl am Platz!

Außerdem gibt es genügend Möglichkeiten, das Pferd dennoch zu versorgen. Viel sicherer ist es, vom warmen Bett aus eine Stallkollegin oder Freundin anzurufen und sie zu bitten, doch ein paar Tage auf das Pferd zu schauen. Diese kann dem Pferd das spezielle Futter oder die Medikamente geben, und einfach mal nach dem Rechten schauen, ob es auf die Koppel kommt oder irgendwelche Verletzungen hat. Ist der Krankheitsausfall nur wenige Tage, kann man dem Pferd auch ohne schlechtes Gewissen eine Pause gönnen, oder man bittet andere, das Pferd doch eine halbe Stunde zu longieren oder zu beschäftigen. In den meisten Ställen ist dies gar kein Problem, irgendjemand findet sich immer. Eine andere Sache ist da natürlich doch das Reiten. Man möchte schließlich nicht jeden auf sein Pferd lassen. Gibt es im Stall Reiter, die dennoch das Vertrauen haben, sind die meistens sofort bereit, das Pferd mitzubewegen.

Das Gesetz der Gegenseitigkeit im Stall

Hier im Stall herrscht das Gesetz der Gegenseitigkeit. Wenn du mir hilfst, helfe ich auch dir, oder so ähnlich. Hält man sich daran und springt auch einmal für jemand anderen ein, hat man dann keine Probleme jemanden zu finden, der das eigene Pferd übernimmt. Meistens wird man dann auch über Fotos, SMS oder Telefonate auf dem Laufenden gehalten, wie es denn dem geliebten Vierbeiner geht.
Für längere Ausfälle oder Urlaube sollte man natürlich etwas mehr organisieren, Familie oder Freunde einarbeiten oder wirklich jemanden haben, der das Pferd in der eigenen Abwesenheit ordentlich reitet. Bisher habe ich in den Ställen aber noch nie erlebt, dass das wirklich zu einem Problem wurde. Jeder Pferdebesitzer ist irgendwann nicht da und froh, wenn er dann jemanden für sein Pferd hat und hilft dementsprechend auch anderen aus. Der Idealfall ist natürlich, wenn man eine gute Freundin im Stall hat oder sogar eine Reitbeteiligung, die bei Krankheit oder Urlaub die Vertretung macht.

Im Endeffekt ist es viel sicherer und besser, lieber einmal nicht in den Stall zu fahren und sich stattdessen auszukurieren!

Foto: ericb – Fotolia.com

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