Das Wichtigste für Pferde ist die Bewegung
Das Thema, wie viel Bewegung ein Pferd wirklich braucht, wie oft in der Woche es geritten, longiert oder gymnastiziert werden soll, erhitzt in der Pferdewelt viele Gemüter. Ich bin schon mit vielen unterschiedlichen Meinungen konfrontiert worden und möchte deshalb meinen eigenen Standpunkt zu diesem Thema darlegen.
Wie man aus jedem Pferdefachbuch lernt, laufen die Vierbeiner in freier Natur bis zu 16 Stunden am Tag und legen dabei weite Strecken zurück. Über die Frage, wie viele Kilometer sie pro Tag wandern, lässt sich streiten, manche gehen von 20 km aus, andere sogar von bis zu 40 oder 50 km. Selber der niedrigere Wert ist noch sehr beachtlich, besonders wenn man bedenkt, dass unsere Sport- und Freizeitpferde täglich eine Stunde geritten werden. Natürlich, in dieser einen Stunde ist nicht nur Schritt, sondern auch viel Trab und Galopp enthalten, aber es ist und bleibt trotzdem nur eine Stunde. Ich möchte jetzt nicht sagen, dass unsere Pferde viel zu wenig Bewegung bekommen, aber im Vergleich zu ihrem natürlichen Verhalten und ihren Trieben ist dem so. Erfinderisch, wie wir Menschen sind, haben wir aber einige gute Alternativen gefunden, um den Mangel an Bewegung auszugleichen: Die Offenstallhaltung, der Koppelgang, das Longieren, Gymnastizierungen und noch vieles mehr.
Es heißt immer, dass ein Pferd so viel Bewegung wie möglich erhalten soll. Was heißt aber „so viel wie möglich“? Das ist die große Streitfrage der Pferdefans. Was ist ein MUSS, was wäre gut, was ist kostengünstig, was ist bequem,…
Wenn das Pferd im Offenstall steht oder für einen längeren Zeitraum eine große Koppel zur Verfügung hat, muss es meiner Meinung nicht zwingend jeden Tag bewegt werden. Die natürliche Bewegung ist dann ausreichend, allerdings rechtfertigt auch eine Offenstallhaltung nicht, dass der Pferdebesitzer nur zweimal in der Woche sein Pferd rausholt. Bei reiner Boxenhaltung ist die zusätzliche Bewegung aber äußerst notwendig. Ob man sein Pferd aber jeden Tag reitet oder öfter longiert oder nur laufen lässt, ist wieder ein schwieriges Thema. Es gibt jene, die ihr Pferd jeden Tag oder sogar mehrmals am Tag reiten, ein völliger Gegensatz dazu sind diejenigen, die viel lieber mit dem Pferd spazieren gehen oder mehr longieren als reiten. Meine Meinung dazu ist, dass es zum größten Teil auf das Pferd draufankommt und darauf, wie es geritten wird. Muskulöse und ausdauernde Pferde können und sollen länger und öfter bewegt werden als solche, die über keine gute Muskulatur verfügen. Aber derartige Vierbeiner sollte es sowieso so wenig wie möglich geben, da sowohl die Verletzungsgefahr, als auch die Erkrankungsgefahr viel höher ist. Das Ziel eines jeden Pferdebesitzers sollte ein gesundes, muskulöses Pferd sein, denke ich, aber leider entspricht das nicht der Realität, denn wie sollen viele Pferde Muskeln aufbauen, wenn sie mehr schlecht als recht bewegt werden und das auch noch unregelmäßig und nur selten?
Um es kurz zu sagen: Bewegung ist das A und O für jedes Pferd. Da kann niemand widersprechen, für jedes Pferd ist ausreichende Bewegung notwendig, egal ob Pony oder Pferd. Wir Menschen brauchen die Bewegung schließlich auch und wenn wir uns nicht viel bewegen, nehmen wir zu und setzen Fett an, die Muskeln verkommen und Krankheiten schleichen sich ein. Ob es allerdings gesund ist, jeden Tag ins Fitnessstudio zu gehen oder Extremsport zu betreiben – darüber lässt sich streiten.
Unter einer normalen Woche für ein Pferd stelle ich mir vier Reittage vor, zweimal ein abwechslungsreiches Programm mit Longieren, Bodenarbeit oder Spaziergängen und einen Stehtag, an dem das Pferd gar nicht oder nur minimal bewegt wird, zusätzlich zu täglichem Weidegang natürlich. Aber wie schon gesagt, die Meinungen gehen auseinander und jeder Pferdebesitzer muss für sich selber entscheiden wie oft und wie viel er sein Pferd bewegt.
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