Pferde im Frühling, was ist zu beachten
Ich liebe es, mit meinem 5-jährigen Wallach ausgedehnte Ausritte zu unternehmen, das ganze Jahr über, manchmal alleine, meistens aber in einer Gruppe zu dritt oder viert. Seit einem Monat jedoch gestalten sich die Ausritte etwas interessanter, um nicht zu sagen, sehr actionreich. Denn aufgrund des sehr milden Winters und den hohen Temperaturen der letzten Wochen haben die Pferde schon im März auf Frühlingsmodus umgeschaltet. Die älteren Pferde meiner Ausreit-Kollegen nehmen den Frühlingsbeginn mit Gelassenheit, hin und wieder kommt ihnen eben ein Freudensprung aus, aber mein Jungspund verhält sich da ganz anders. Im Schritt verhält er sich meistens normal, aber kaum denke ich nur ans Angaloppieren, scheint er völlig zu vergessen, dass er da einen Reiter auf seinem Rücken hat. Bocksprünge, Ausschlagen, Durchgehen – am besten kombiniert. Zum Glück lassen sich die anderen Pferde eher selten von ihm anstecken, aber mir macht das Rodeo trotzdem nicht so recht Spaß. Ich bin mir sicher, dass viele andere Reiter ähnliche Probleme haben, daher habe ich ein paar Tipps aufgeschrieben, die vielleicht dem einen oder anderen helfen werden.
Des Pferd vorerst nicht reiten
Nicht Reiten. Es mag sich anhören wie ein Witz, aber in einigen Situationen ist es vielleicht doch empfehlenswert. Gerade Pferde, die den ganzen Winter über nur in der Halle geritten werden, in der Box stehen und kaum raus kommen, neigen im Frühling dazu, ihre Begeisterung etwas zu deutlich zu zeigen. Wenn also die ersten schönen Frühlingstage zu einem Ausritt locken, ist es oftmals besser, lieber im Stall zu bleiben, dafür den Platz zu benutzen, Longieren oder Bodenarbeit zu machen und vielleicht dann zum Schluss einen kleinen Spaziergang zu machen. Diese Lösung ist viel sicherer für Pferd und Reiter und auch stressfreier und entspannter.
Im Frühling klein anfangen
Im Zweifelsfall ist es einfach sicherer, einen gemütlichen Schrittausritt zu machen oder maximal zu traben. Klappt das gut, kann man beim nächsten Mal ja über eine Steigerung nachdenken. Außerdem kann man, wenn das Gelände es zulässt, ein bisschen tricksen. Wenn ich zum Beispiel das Gefühl habe, dass mein Wallach sehr übermütig ist, suche ich mir eine Strecke heraus, auf der es eine Galoppstrecke mit ziemlicher Steigung gibt. Da ist er dann immer so damit beschäftigt, seine 500 Kilogramm den Berg hinauf zu wuchten, dass er keine Zeit oder Kraft für Eskapaden hat. Allerdings ist es für solche Tricks wichtig, Pferd und Strecke gut zu kennen. Ich weiß aus Erfahrung, dass mein Pferd braver wird, je steiler der Weg ist, und umso übermütiger, je flacher und gerader die Galoppstrecke ist.
Sich auf sein Bauchgefühl verlassen
Man merkt es Pferden oft an, wenn sie unausgelastet sind oder sich einfach zu sehr über den Frühling freuen. Dann einfach lieber zuhause bleiben, auch wenn es ein noch so schöner blauer Himmel locken würde. Oder von der üblichen Route abbiegen, wenn das Pferd schon vor dem Galoppstück so aufgeregt und nervös wird, dass man sich dem Rodeo sicher sein kann. Besser ist es in solchen Fällen, sich auf sein Bauchgefühl zu verlassen, Sicherheit und Vorsicht gehen vor!
Pferde brauchen Auslauf im Frühling
Auch wenn es in vielen Ställen nicht üblich ist, dass die Pferde auch im Winter auf die Weide kommen, ist regelmäßiger Auslauf überaus wichtig. Gatschkoppeln sind ein guter Kompromiss, dort können sich die Pferde austoben, und notfalls reicht es auch, die Pferde einfach in der Halle frei laufen zu lassen. Und das nicht nur einmal, sondern wirklich regelmäßig, damit die überschüssigen Energien abgebaut werden können.
Auf Abwechslung achten
Nichts ist langweiliger als immer dasselbe. Jeden Tag Dressur zum Beispiel. Wenn es dann einmal zur Abwechslung raus geht, ist das Chaos vorprogrammiert. Dabei gibt es so viele Möglichkeiten, Pferd und Reiter zu beschäftigen! Bodenarbeit, Stangentraining, Springen, Longieren, Reiterspiele und vieles mehr.
Wenn ich manchmal alleine ausreiten gehe, versuche ich auch, die Ausritte etwas abwechslungsreicher zu gestalten. Ich gehe bekannte Strecken rückwärts, Galoppstrecken im Schritt und trabe oder galoppiere an unüblichen Stellen, weiche von bekannten Wegen ab und verändere die üblichen Strecken. Das hat einen sehr stark positiven Effekt und mittlerweile werde ich nur noch hin und wieder von einer Rodeo-Einlage überrascht. Denn ich gehöre nicht zu den Reitern, die einfach „drüberreiten“, da mir die Sicherheit von meinem Pferd, mir und natürlich unseren Begleitern sehr stark am Herzen liegt. Wenn ich schon beim Putzen merke, dass er „lustig“ drauf ist, gehe ich entweder nicht mit nach draußen, oder wir wählen eine Strecke ohne Galopp, denn im Schritt ist es in der Gruppe nie ein Problem. Ich habe es auch schon mit Ablongieren vor dem Reiten probiert, das klappt ebenfalls ganz gut. Allerdings ist jedes Pferd anders und je nach Pferd gestaltet sich auch der Frühling anders.
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