Der neueste Trend ist es das Pferd als Zebra zu verkleiden
Im letzten Sommer wurde es unter vielen Pferdebesitzern neue Mode, die Pferde als Zebras zu verkleiden, um sie gegen Insekten zu schützen. Aber hilft diese biologische Waffe tatsächlich?
Anfangs waren es nur ein paar sogenannte Verrückte, dann wurden es mehr und mittlerweile schwören unzählige Pferdebesitzer auf die Zebrastreifen-Methode. Zu verwirklichen ist diese ganz einfach: Rappen, Braune und Füchse bekommen weiße, Schimmel schwarze Streifen, je dünner desto besser.
Wichtig ist, dass keine für das Pferd schädlichen oder unverträglichen Stoffe verwendet werden dürfen. Möglich ist unter anderem ein Gemisch aus Wasser und Mehl mit etwas Essig, das im Idealfall in breiigem Zustand aufgetragen wird. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es sehr schwierig ist, dieses Gemisch wieder vom Pferd abzuwaschen, daher würde ich eher zu Fingermalfarbe raten. Diese gibt es in verschiedenen Geschäften zu kaufen, lässt sich leicht in dünnen Streifen auf den Pferdkörper auftragen und geht auch mit Wasser leicht wieder ab. In einer mir bekannten Reitschule wird sie öfters verwendet, um den Schulpferden bei Reitwochen einen bunten Touch zu geben, die Pferde stören sich nicht oder nur kaum daran und mit dem Abwaschen gibt es fast keine Probleme, nur bei Schimmeln bleibt die Farbe länger im Fell. Alternativ kann auch Tonerde verwendet werden und bei Schimmeln Kohle mit Wasser, wobei Fingermalfarben meiner Meinung nach die beste Lösung ist.
Aber bringen diese Streifen tatsächlich etwas? Ich wollte das nicht glauben, also durfte ich das Pferd meiner Freundin einen Nachmittag lang beobachten. Ein Rappwallach, der normalerweise in den heißesten Monaten des Jahres von Bremsen richtig belagert wird. Da es letzten Juli wochenlang über 30 Grad hatte, litt der Arme noch stärker und kurzerhand entschloss sich meine Freundin zur Verkleidung ihres Pferdes als Zebra. Tatsächlich schien es richtig gut zu wirken, denn als wir ihn auf der Weide besuchten, fraß er ganz entspannt und nur eine einzige, lästige Bremse schwirrte um ihn herum, während sich einige Insekten unweit bei einem anderen Wallach nur so tummelten. Die Zebrastreifen halfen also tatsächlich – aber warum wollte ich wissen und ich bin mir sicher, dass nicht nur ich mir diese Frage stellen. Zuerst sei gesagt, dass die Streifen nur bei Bremsen helfen, alle anderen Insekten ignorieren sie beflissen.
Wir alle wissen, dass Zebras ihr schönes, schwarz-weißes Farbkleid sicher nicht der Schönheit wegen, sondern zur Tarnung vor Raubtieren, Temperaturregulierung und zur Abwehr von Stechfliegen von Mutter Natur erhielten. Damit meinen Wissenschaftler, die sich mit der Polarisation von Licht und der Wahrnehmung der Insekten beschäftigen, dass die kleinen Tierchen gestreifte Pferden viel schlechter erkennen können, da sie nicht wissen, wo das Pferd anfängt und wo es aufhört. Bei speziellen Versuchen zur Attraktivität der unterschiedlichen Fellmuster ergab sich, dass zwar dunkles Fell viel mehr Bremsen anlockte als weißes Fell, ein gestreiftes allerdings noch viel weniger Reiz als ein einfarbig weißes Pferd für die Insekten hat. Ich dachte mir, dass dies sicher nur bei Rappen mit weißen Streifen oder Schimmeln mit dunklen Streifen funktioniert, aber ein Artikel, den ich zu diesem Thema lesen konnte, belehrte mich eines Besseren. Der Helligkeitsunterschied ist zwar ein wichtiger Fakt, aber nicht ausschlaggebend für das Wegbleiben der Bremsen. Wichtiger ist die Streifenbreite, die bei optimalem Ergebnis ungefähr so breit wie bei echten Zebras sein musste, um das Polarisationsmuster zu ergeben. Also wirken die weißen Streifen genauso bei Braunen und Füchsen, die schwarzen auch bei Falben. Und was tun bei Schecken? Nach meiner Erfahrung sind Schecken wie Schimmel weniger anfällig für Bremsen. Sollten sie allerdings doch zum Problem werden, kann mit der schwarzen Farbe nichts falsch gemacht werden.
Mittlerweile dürfte klar sein, das die Zebrastreifen-Methode nicht nur sinnloses Geschwätz ist, sondern tatsächlich die von Pferdefreunden so verhassten Bremsen abwehrt. Ob das eigene Pferd eine Zebraverkleidung erhält, ist allerdings jedem Pferdebesitzer selbst überlassen. Die einen mögen es, die anderen finden es unnötig – jeder wie er will.
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