Regeln für Autofahrer und Reiter, wenn ein Pferd auf der Straße geritten wird.
Vorab ein kurzes Szenario: Wenn ich von meinem Reitstall aus ins Gelände gehen möchte, muss ich, um zu den Reitwegen zu gelangen, zuerst 600 Meter an einer mäßig befahrenen Straße entlangreiten. Links ein Wald mit „Reiten verboten“ und rechts von der Straße Privatgrundstücke, also muss ich auf der Straße gehen. Die Pferde meines Stalles kennen diese Straße schon seit Jahren und zucken daher nicht mit der Wimper, wenn ein VW mit geschätzten 120 km/h an uns vorbeirast, aber ich zucke jedes Mal zusammen. Und schließlich ist nicht jedes Pferd so cool drauf wie unsere, die mehrmals pro Woche an der Straße gehen.
Leider gibt es genug Autofahrer, die ihren Führerschein scheinbar gewonnen haben, oder ihr Gehirn auf der Rückbank geparkt haben. Wer mit aufheulendem Motor und weniger als zwanzig Zentimetern an einem Pferd, einem Fluchttier, vorbeirast, bringt nicht nur sich selbst, sondern auch Pferd und Reiter in Gefahr!
Ich kann inzwischen von einigen brenzligen Situationen berichten. Erst letzte Woche bekam ich fast einen Herzstillstand, als ein Autofahrer so nahe an mein Pferd und mich herankam, dass meine Gerte nicht nur den Seitenspiegel, sondern auch die Seitenfenster streifte. Da habe ich mich dann doch gefragt, was sich dieser Autofahrer dachte. Schon der Hausverstand sagt doch, dass man von Pferden einfach einen gewissen Abstand hält! Man überholt schließlich auch keine Fußgänger oder Radfahrer ohne Sicherheitsabstand, wieso sollte es bei Pferden anders sein?
Die Grundregeln für Auto- und Motorradfahrer, wenn sie auf Pferde treffen:
1. Abstand halten, sowohl während dem Überholvorgang, als auch davor! Wer dicht an ein Pferd heranfährt, riskiert nur einen Blechschaden, schließlich schlagen Pferde auch aus!
2. Keine unnötigen und vor allem lauten Beschleunigungen. Auch das ist eigentlich logisch, oder? Was hat es für einen Sinn, den Motor so laut aufheulen zu lassen, dass man ihn auch noch drei Ortschaften weiter hören kann? Noch einmal: Pferde sind Fluchttiere und solche unnötigen Manöver bringen nur alle in Gefahr.
3. Das Pferd ansehen. Hält ein Pferd den Kopf hoch, sind die Ohren starr auf das heranbrausende Auto gerichtet und die Nüstern geweitet, bleibt es vielleicht sogar stehen – dann sind dies womöglich Anzeichen dafür, dass das Pferd Angst oder Panik hat und eventuell vielleicht sogar einen Satz zur Seite macht. In solchen Fällen ist es sicherer, abzubremsen, in die Kupplung zu steigen und langsam vorbeifahren oder sogar ganz stehen zu bleiben, bis das Pferd vorbei ist. Gut, so etwas sollte eher selten vorkommen, aber dazu später mehr. Oft bedeuten auch die Reiter selbst in solchen Fällen dann dem Autofahrer, er möge bitte langsamer werden, denn Reiter kennen ihre Pferde normalerweise besser.
Gegenseitiges Verständnis zwischen Reiter und Autofahrer
Grundsätzlich sollte gegenseitiges Verständnis und Akzeptanz herrschen. Und an dieser Stelle auch ein Danke an alle rücksichtsvollen Autofahrer. Danke an alle, die ihr Tempo drosseln, langsam und sicher überholen und genügend Sicherheitsabstand einhalten.
Doch genauso, wie es rücksichtslose Autofahrer gibt, existieren auch die Reiter, die ihre Pferde nicht unter Kontrolle haben, mitten auf befahrenen Straßen spazieren gehen oder gar im Dunkeln ohne ausreichende Beleuchtung auf Straßen unterwegs sind. Auch für Reiter gelten einige Gesetze und Vorschriften. Zum einen sollte man nicht mit Pferden auf Straßen unterwegs sein, die Angst vor Autos haben, bei jedem plötzlichen Geräusch zusammenzucken oder manchmal scheinbar grundlos den Kopf verlieren. Soll man nun mit solchen Pferden gar nicht mehr raus gehen? Nein, aber es gibt auch andere Möglichkeiten. Training an wenig befahrenen Straßen, in ausreichender Entfernung zu Autos und vom Boden aus. Sicherer ist es immer in Gefahrensituationen, abzusteigen und das Pferd zu führen.
Sicherheit geht vor und gerade Reiter sollten es einschätzen können, ob ihre Pferde unkontrollierbare Raketen sind oder brav folgen. Außerdem haben auch Reiter sich an die Straßenverkehrsordnung zu halten. Und eine ebenfalls oft vergessene Sache: Beleuchtung im Dunkeln! Es gibt so schöne Warnwesten, selbst Warnbandagen oder reflektierende Satteldecken, Stirnlampen und vieles mehr. Wichtig ist, dass man Pferd und Reiter von allen Seiten schon aus der Entfernung sieht und in der Nacht ist es natürlich noch wichtiger, dass das Pferd Autos gewöhnt ist – auch ihre Lichter!
Gegenseitiger Respekt und Verständnis – leider nicht immer zu finden, dabei ist es nicht schwer, ein paar wenige Punkte zu beachten, um die Sicherheit für alle Beteiligten zu gewährleisten.
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