Wie kann ich Milben beim Pferd erkennen und was hilft dagegen?
Im Frühling beginnt die lange Reitsaison. Die Wälder sind dicht bewachsen, die Wiesen und Weiden sind strahlend grün. Die Pferde brodeln regelrecht vor Lebensfreude und haben nach den kalten Wintermonaten wieder deutlich mehr Energie. Die kurzen und langen Austritte machen Mensch und Pferd richtig Spaß. Sie genießen gemeinsam in vollen Zügen die warme Frühlingssonne und die zauberhaften Landschaften. Wären da bloß nicht die äußerst nervigen Pferdebiester. Von den gesundheitsschädlichen und lästigen Milben werden zahlreiche Pferde heimgesucht. Spezialrassen wie Ponys, Tinker oder Kaltblüter sind hierbei besonders betroffen. Jedoch machen die Milben auch vor Warmblütern keinen Halt. Sie gehören zu den Spinnentieren wie auch die Skorpione und die Zecken. Milben mögen es warm und feucht, sie leben vom Blut ihres Wirtes und von Hautschuppen.
Bei einem gesunden Pferd haben Milben keine Chancen
Bei einem Milbenbefall spielen viele Faktoren eine Rolle. Generell gilt aber, dass gesunde Pferde eher selten mit einem Milbenbefall konfrontiert werden. Ein gutes Immunsystem und eine hygienische Haltung bieten gemeinsam mit einer ausgewogenen Ernährung den besten Schutz gegen Milben. Denn nicht gestresste Pferde, die in einer trockenen und sauberen Haltungsform leben, werden im Normalfall nicht von den schädlichen Milben befallen. Bei einem gesunden Pferd funktioniert der Stoffwechsel, und die Ernährung entspricht dem Bedarf des Tieres.
Unsaubere Einstreu sowie eine feuchte Haltung können der Auslöser für einen Milbenbefall sein. Doch leider spielen dabei auch vom Menschen nicht beeinflussbare Faktoren eine Rolle. Langanhaltend schlechtes Wetter und Matsch schwächen mit der Zeit die Haut der Pferde. Dort fühlen sich die Parasiten immer wohl. Aber auch in der Zeit, wo die Pferde ihr Fell wechseln, steigt für die edlen Tiere die Gefahr, von Haarlingen oder Milben befallen zu werden.
Woher kommen beim Pferd die Milben und warum sind sie so schädlich?
Eigentlich sind auf jedem Pferd Milben vorhanden. Es hängt allerdings vom Pferd ab, ob die Milben auch einen Schaden anrichten können. Überall dort, wo nass-feuchtes Klima vorherrscht, ist die Anzahl der Parasiten und Kleinstlebewesen groß. Unterschiedliche Milbenarten setzen sich auf dem Pferd in den unterschiedlichsten Körperregionen fest. Einen besonders guten Lebensraum bieten den Milben feuchte und warme Ställe. Woher sie kommen, ist soweit geklärt. Aber warum sind diese Spinnentiere für Pferd und Mensch so gefährlich?
Die Kleinstlebewesen setzen sich auf einem Wirt fest. Dort ernähren sie sich von Hautschuppen und vom Blut des Pferdes. Mit bloßem Auge sind die kleinen Tiere durchaus erkennbar. Warum Milben zu einem Problemfall werden können, hängt allen voran davon ab, dass sich die befallene Haut entzünden kann.
Milben lösen beim Pferd meist Hautentzündungen aus, die mit starkem Juckreiz in Verbindung stehen. Da sich die Milben mit ihren scharfen Werkzeugen an der obersten Haftschicht kleine Gänge graben, in denen sie leben, kommt es beim Pferd bedingt durch die Kotausscheidung der Milben, der Eiablage und der gesamten Bewegung unterhalb der Haut zu einem starken Juckreiz. Gesundheitsschädliche und schmerzende Infektionen oder eine unschöne Milbenallergie sind die verheerenden Folgen eines heftigen Milbenbefalls.
Es kann durch einen Milbenbefall beim Pferd auch zur Räude kommen. Diese besonders unangenehme Erkrankung der Haut ist für die Gesundheit des Pferdes als problematisch zu definieren. Bei den Pferden wird der Verlauf der Räude stark durch Ernährungs- und Haltungsfaktoren beeinflusst. Die Räude wurde in den vergangenen Jahrhunderten besonders in Zeiten der Not als eine äußerst schlimme Tierseuche beschrieben.
Wie sehen die Milben beim Pferd aus und wie kann ich sie beim Pferd erkennen?
Es handelt sich bei den Milben zwar um Spinnentiere, doch sie sehen nicht aus wie Spinnen. Als Parasit leben sie auf Kosten ihres Wirtes. Die Milbe hat einen Wachstumskreislauf: Aus dem Ei schlüpft eine Larve und entwickelt sich weiter zur Nymphe, woraus am Ende die Milbe entsteht. Lebt die kleine Milbe auf der Haut des Tiers oder auch in der Haut, so werden langfristig die Hautbarriere des Tiers und das Immunsystem gestört. Die Biester sind winzig klein, unter dem Mikroskop sind sie allerdings sehr gut zu erkennen.
Folgende Symptome sind beim Pferd deutliche Anzeichen für einen Milbenbefall:
- Das Pferd leidet extrem an nässenden Hautstellen.
- Das Tier verspürt einen ungewöhnlich starken Juckreiz.
- Das Pferd stampft sehr häufig mit den Beinen.
- Es lässt keine Gelegenheit aus, sich zu kratzen.
- Das Pferd hat auf der Hautoberfläche unerklärliche Knötchen oder Krusten.
- Auf der Haut empfindet das Pferd plötzlich schmerzende Entzündungen.
- An den befallenen Stellen leidet das Pferd an Haarausfall.
Zu den weiteren Beschwerden gehören bei einem Milbenbefall des Pferdes Rötungen der Haut dazu sowie Hautverdickung und Krusten- sowie Schuppenbildung. Zur endgültigen Feststellung eines Milbenbefalls führt der Tierarzt einen aussagekräftigen Milbentest durch.
Dieser wird im Labor durchgeführt, wo der Tierarzt das Abgeschabte (bisschen Fell und Haut) auf Milbenrückstände testet. Es gibt angeblich über 50.000 Milbenarten. Auf den Pferden machen es sich jedoch vordergründig zwei Milbenarten bequem. Diese beiden können aber für ernsthafte Probleme sorgen.
Zwei Plagegeister: Die Herbstgrasmilbe und die rote Vogelmilbe
Die Herbstgrasmilbe erlebt während der Erntezeit ihre beste Zeit. Die Milben schlüpfen aus den Eiern, welche die vorige Generation im Gras hinterlegt hat. Der Überlebenswille der Larve bewegt sie dazu, sich möglichst schnell einen Wirt zu suchen. Trabt oder läuft das Pferd durchs Herbstgras, dann beißen sich die kleinen Parasiten am Maul oder an den Beinen des Pferdes fest. Die Herbstgrasmilbe spuckt in die Bisswunde, es verändert sich dadurch um die Wunde herum das Gewebe. Die Larve kann, bis sie vollkommen satt ist, daran fressen, lässt sich anschließend fallen und sucht dann den nächsten Wirt. Gefährlich ist das alles für das Pferd aber nicht. Dennoch sollte der Pferdebesitzer die Milbenwunden richtig pflegen, damit sich an der betroffenen Stelle keine Entzündung entwickeln kann.
Die rote Vogelmilbe liebt Vögel, aber auch Tiere mit Fell. Pferdeställe sind für Spatz, Schwalbe und anderen Vogelarten ein perfektes Zuhause. Am Pferd saugt sich die rote Vogelmilbe fest. Mehrere winzige Wunden entstehen durch die Bisse. Entzünden sich die Wunden, so hat die Milbe ihren Speichel zurückgelassen. Das Pferd beginnt, sich aufgrund des Juckreizes zu kratzen. Die Haut des Pferdes wird schuppiger und spröder. Die rote Vogelmilbe ist nachtaktiv.
Drei weitere bekannte Milbenarten sind: die Psoroptes-Milben, die beim Pferd die Ohr- und die Körperräude auslösen können, die Chorioptes-Milben, welche die Fußräude verursachen können sowie die Sarcoptes-Milben, die beim Pferd für schwere Hautentzündungen und starken Juckreiz verantwortlich gemacht werden.
Wo genau treten Milben besonders gerne und häufig beim Pferd auf?
Milben beißen sich gerne an den Füßen und Beinen der Pferde fest. Die Schädlinge verweilen jedoch nicht nur auf der Pferdehaut, sie nehmen auch gerne die Mähne in Besitz. Pferdebesitzer sind somit gut beraten, die Mähne und das Fell ihrer Lieblinge in regelmäßigen Abständen gründlich durchzubürsten. Larven und auch die Eier der Milben lassen sich auf diese Weise optimal auskämmen. Auch in den Ohren lassen sich die Schädlinge gerne nieder. Pferdeliebhaber sollten deshalb die Ohren ihrer Pferde auf Verkrustungen kontrollieren, um sofort erkennen zu können, ob ein Milbenbefall vorliegt.
Was kann gegen Milben beim Pferd unternommen werden?
Äußere Anwendungen haben meist nur einen gegrenzten Erfolg. Entscheidend ist es, die Abwehrkräfte des Pferdes zu stärken. Das Heu und das Stroh sollten stets von hochwertiger Qualität sein. Auch das Scheren der Pferdebeine gilt als vorbeugende Maßnahme. Die Haut ist für den Pferdebesitzer leicht zu pflegen und den Milbeneiern wird zugleich der Lebensraum entzogen.
Das Immunsystem des Pferdes kann durch die Fütterung mit Getreidemüsli, Karotten und Äpfeln zusätzlich gestärkt werden. Die Beine und die Fesseln sollten sorgfältig geputzt werden. Durch die Behandlung mit Kokosöl und Schwefelblüte werden die Haut und das Immunsystem des Pferdes gestärkt. Das Öl verklebt zudem auch die Atemwege der Milben. Das gründliche Ausmisten der Pferdebox und das gelegentliche Desinfizieren sorgen vorbeugend gegen Milben. Denn die kleinen Tiere verabscheuen hygienische Lebensräume. Leidet ein Pferd unter einem Milbenbefall, dann gilt es, sofort den Tierarzt zu verständigen. Dieser wird dann alle weiteren notwendigen Schritte einleiten, um das Problem Milbenbefall zu lösen.
Gibt es für das Pferd geeignete Hausmittel gegen die Milben?
Mithilfe geeigneter Hausmittel können Milben beim Pferd sehr wohl bekämpft werden. Neemöl greift beispielsweise in den Hormonhaushalt der Kleinstlebewesen ein und rottet sie nach und nach aus. Gegen den Geruch von Teebaumöl, Kokosöl und Geraniol sind die kleinen Biester regelrecht allergisch. Um die lästigen Plagegeister loszuwerden, genügt es, die Öle auf die betroffenen Hautstellen aufzutragen. Auch Hautpflegeöle und Melkfett haben sich im Kampf gegen Milben bewährt.
Sind Milben vom Pferd auf den Menschen übertragbar?
Die Übertragung von Milben erfolgt im Normalfall von Tier zu Tier. Auf den Menschen sind zwar einige Milbenarten übertragbar, diese stammen aber vorwiegend von Hunden oder anderen Haustieren. Bei den Psoroptes-Milben ist eine Übertragung vom Pferd auf den Reiter oder den Stallpfleger möglich. Darum sollte beim Umgang mit den Tieren stets für eine einwandfreie Hygiene gesorgt werden.
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