Longieren als Reitersatz oder fürs Training
Viele Reiter sehen das Longieren als einfache Alternative zum Reiten, wenn man selbst zu müde ist oder auch keine Lust hat, ordentlich mit dem Pferd zu arbeiten. Dabei kann Longieren so viel mehr sein. Man kann das Pferd richtig fordern, Kondition und Muskeln aufbauen und viel Gymnastizieren.
Die Ausrüstung für das Longieren
Wichtig ist natürlich eine Longe, die man nach Gebrauch immer ordentlich verstauen sollte. Nichts ist ärgerlicher als eine Longe voller Knoten, die zu entwirren eine gute Viertelstunde Zeit in Anspruch nimmt. Außerdem benötigt man eine Longierpeitsche – zur Unterstützung der Kommandos. Empfehlenswert sind für den Reiter außerdem Handschuhe, denn jedes Pferd kann einmal in Panik geraten oder buckeln und jeder, der schon einmal Verbrennungen aufgrund der Longe hatte, wird wissen, was ich meine. Zu empfehlen ist außerdem festes Schuhwerk.
Auch das Pferd benötigt eine ordentliche Ausrüstung. Einige Reiter longieren ihre Pferde nur mit einem Halfter, was allerdings auch gefährlich enden kann. Die Einwirkung auf das Pferd ist durch das Halfter nur gering gegeben und viel sicherer ist es, mit Trense oder Kappzaum zu longieren. Dabei sollte man die Zügel entweder entfernen oder festmachen, sodass sie keine Gefahr darstellen, oder das Pferd womöglich auch hineintreten könnte. Weiters verwenden viele Reiter Beinschutz zum Longieren, je nachdem wie empfindlich das Pferd ist, sollte man Bandagen, Hufglocken oder anderes Zubehör verwenden. Dann ist ein Longiergurt (mit Sattelunterlage) sinnvoll, besonders zum Longieren mit Hilfszügel. Die Hilfszügel dienen quasi als Ersatz des Reiters und helfen dem Pferd, sich selbst ordentlich zu tragen, den Rücken aufzuwölben und den Kopf fallen zu lassen. Auch wenn ich eigentlich kein Fan von Ausbindern bin, finde ich sie zum Longieren ganz praktisch und zielführend.
Ganz schön komplex
Eigentlich sieht Longieren ziemlich einfach aus: Man steht in der Mitte und das Pferd läuft in einem Kreis herum. Doch so einfach wie es aussieht, ist es oft nicht. Beim Longieren sind die Körpersprache und die Kommandos sehr wichtig. Daher sollte man immer zum Pferd schauen und sich mit dem laufenden Pferd bewegen – allerdings nur in einem kleinen Radius, da man sonst zu viel Unruhe in das Pferd bringt. Am Besten ist es, man bewegt sich fast auf der Stelle und dreht den Körper mit dem Pferd mit, während man immer ungefähr auf Schulterhöhe des Pferdes bleibt. Wichtig sind auch die Hände des Longenführers. Man spricht dabei von zwei Linien: Der vorderen, führenden Hand, die mit der Longe und dem Gebiss eine Linie bildet, und der hinteren, begrenzenden Hand, die mit der Peitsche und dem Sprunggelenk des Pferdes eine Linie bildet.
Die Peitsche kann als Hilfe unterstützen, wenn das Pferd nicht auf die Stimmhilfen achtet und leicht die Flanke touchieren. Ansonsten sollte sie locker in der Hand liegen und leicht mitschwingen.
Die Stimmhilfen sind beim Longieren überauswichtig, wobei es vor allem auf die Betonung ankommt. Die „Halt“-Hilfe wird lang und tief gesprochen, während zum Beispiel Trab eine flotte und hellere Betonung hat. Auch das Loben sollte man zwischendurch nicht vergessen (und darauf aufpassen, dass es anders klingt als die Kommandos).
Auch die Longe dient zur Hilfengebung. Sie ersetzt auf gewisse Weise den Zügel und wirkt als annehmende oder nachgebende Hilfe. Durch leichtes Zupfen macht man das Pferd aufmerksam und stellt es nach innen, und durch leichten Druck pariert man auch in die langsamere Gangart durch.
Wichtig beim Longieren: Auf das Pferd achten und die Signale verstehen, die es aussendet. Man kann das Longieren auch abwechslungsreicher gestalten, indem man das Pferd nicht nur im Kreis führt, sondern sich auch durch die ganze Halle bewegt, Stangen und Cavalettis einbaut und immer wieder Tempo- und Seitenwechsel einfügt.
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