Kaltblutpferd oder Warmblutpferd. Wo liegen überhaupt die Unterschiede?
Jeder kennt die Begriffe Warmblut, Kaltblut und Vollblut – doch was sie bedeuten, wissen viele oft nicht. Neulich wurde ich doch tatsächlich gefragt, ob Pferde tatsächlich eine unterschiedliche Blut- oder Körpertemperatur haben! Damit so etwas nicht häufiger passiert, hier eine Erläuterung, was damit tatsächlich gemeint ist:
Um diesem Mythos vorzubeugen: Die Körpertemperatur aller Pferde liebt bei ungefähr 38 Grad Celsius. Mit den drei Bezeichnungen meint man daher nicht die Temperatur, sondern das Temperament und gemeinsame äußerliche Merkmale. Pauschal und natürlich voll von Vorurteilen sagt man oft, dass Kaltblüter von ruhigem Gemüt sind, während Warmblüter die typischen Reitpferde und Vollblüter sehr temperamentvoll und feurig sind. Beim näheren Hinsehen stellt man jedoch fest, dass diese Aussage nur grob stimmt.
Zu den Kaltblütern zählen verschiedene Rassen, welche früher besonders in der Landwirtschaft und der Industrie eingesetzt wurden. Diese Pferde sind die Arbeits- und Zugpferde, da sie recht genügsam, folgsam und leistungsbereit sind. Ihr Körperbau ist ebenfalls sehr vorteilhaft für die schwere Arbeit, denn alle Kaltblutrassen sind kräftig und massiv, haben meist große Köpfe und werden auch als „schwere Pferde“ bezeichnet. Viele Rassen zeichnen sich durch lange Kötenbehänge, damit bezeichnet man die längeren Haare am Fesselgelenk, und dichte Mähnen aus. Heutzutage werden Kaltblüter vermehrt vor Kutschen gespannt, aber sie finden auch ihre Plätze als Western-, Freizeit- und Familienpferde.
Was ist ein Vollblut-Pferd?
Das typische Vollblut ist ein starker Kontrast zum schweren Kaltblut, elegant und feingliedrig läuft es mit anmutigen Schritten umher. Sie gehen auf die Araberpferde zurück, allerdings gibt es nur drei echte Vollblutrassen, Arabische und Englische Vollblüter sowie Anglo-Araber. Diese Pferde zeichnen sich durch ihr feuriges Temperament aus, den eleganten Körperbau und die Schnelligkeit. Häufig findet man Vollblüter auf Rennbahnen, aber auch immer mehr im Freizeitsport.
Neben den reinen Vollblütern gibt es auch Halbblüter, welche nur zu einem gewissen Teil von Vollblütern abstammen. Man spricht von Halbblütern, wenn mindestens 50 Prozent Vollblutanteil und weniger als 100 Prozent vorhanden ist. Vollblüter setzt man auch zur Veredelung von Warmblütern ein. Ursprünglich stammen Vollblüter aus dem Orient, weshalb sie auch dünnes Fell haben und nicht für tiefwinterliche Verhältnisse geschaffen sind, da sie zu wenig robust sind.
Das Warmblutpferd, die Mischung machts
Das Warmblut ist eine Mischung aus Kalt- und Vollblut. Es ist weder so schwer wie das Kaltblut noch so elegant wie das Vollblut, und deshalb für den Reitsport hervorragend geeignet. Warmblüter sind die häufigsten Sport- und Freizeitpferde, diese Gruppe ist auch die größte mit über hundert Rassen. Durch die Rassenvielfalt unterscheiden sich Warmblüter sehr stark voneinander, es gibt Warmblüter die fast an der Grenze zum Vollblut stehen oder eher an ein Kaltblut erinnern. Sie werden auch nach ihren Fähigkeiten gezüchtet, so gibt es Rassen, welche besonders auf den Westernreitsport ausgerichtet sind, bei anderen Rassen liegt die Springveranlagung im Blut und wieder andere sind typische Allrounder. Für die Warmblutzucht werden häufig Vollblüter oder Kaltblüter eingekreuzt, um so neue Pferderassen zu erschaffen.
Das Pony als eigener Pferdetyp
Der vierte Pferdetyp, den viel oft vergessen, ist das Pony. Zu den Ponys zählen alle Pferde, deren Wiederristhöhe kleiner als 1,48 Meter beträgt. Unter den Ponys gibt es keine Aufspaltung in Warm-, Kalt- oder Vollblut. Ponys sind meist sehr robust, ihre Statur ist ganz anders als die der Großpferde, so sind ihre Beine viel stämmiger und kürzer, ihr Körperbau nicht so elegant wie der von Warmblütern. Trotzdem gibt es einige Ponyrassen, welche speziell darauf gezüchtet werden, kleine Großpferde zu sein, etwa das Deutsche Reitpony, das auch häufig die 1,48-Meter-Marke überschreitet. Ponys sind Gewichtsträger, so tragen viele Ponys trotz ihrer Größe auch erwachsene Reiter. Eine Ausnahme ist beispielsweise das American Miniature Horse. Zwar ist es ausgewachsen maximal 90 Zentimeter hoch, dennoch zählt es zu den Pferden, da die Statur wie die eines Großpferdes ist, feingliedrig, mit langen Beinen und elegantem Kopf.
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