Pferde

Hengst erziehen

Hengst vor dem Stall

Müssen Hengste wirklich schnell kastriert werden?

Es heißt doch immer, Hengst sind schwierig, müssen einzeln gehalten und am besten sofort kastriert werden. Allerdings stimmt das nicht so ganz. Viele Hengstbesitzer schwören darauf, dass ihre Hengste im Umgang viel einfacher zu handeln sind als Stuten oder Wallache. Der komplette Gegensatz, aber was stimmt nun?

Zurück in die Wildnis

In der freien Wildbahn leben die Youngster in Hengstherden, nachdem sie die Grundausbildung von ihren Eltern bekommen haben. Sie erziehen sich selber, erproben ihre Kräfte in Spielen und stellen erste Rangordnungen auf. 

Leben junge Hengste bei Menschen, dann oft alleine, mit älteren Wallachen oder sogar anderen Tierarten. Der Kontakt mit Gleichaltrigen ist aber ein wichtiger Teil des Reifeprozesses und Lernens, so hat es die Natur geregelt. Ältere Wallache spielen die Spiele der Junghengste nicht mit, genauso wenig wie menschliche Bezugspersonen oder Kühe, Ziegen oder andere Tiere mit gleichaltrigen Artgenossen mithalten können. Anders sieht das aus, wenn Junghengste in einer kleinen Herde gehalten werden, vorzugsweise im Offenstall. Ich kenne so eine Aufzuchtstation für Junghengste, die Hengste fühlen sich wohl dort und verbringen eine unbeschwerte Jugend dort, nachdem sie von der Mutter abgesetzt wurden. Es gibt genauso wenig Verletzungen wie auf einer Koppel, stattdessen werden die Jungen ausgeglichen, ruhiger und bauen ihre Energie mit den Gleichaltrigen ab anstatt bei Menschen ihre Grenzen auszutesten.

Erziehung von Hengsten

Die Erziehung von Hengsten ist nicht schwerer als die von Stuten. Meine Bekannte, deren Junghengst bald zwei Jahre wird, hatte mit ihm nie Schwierigkeiten, denn sie stellte am Anfang sofort klar, dass sie der Chef war. Ihr Hengst akzeptiert sie als ranghöheres Herdenmitglied und stellt ihre Autorität nur selten in Frage. Wenn der Junghengst es dann tut, muss man ihm nur klar seine Grenzen zeigen.

Und natürlich muss man auch trainieren mit einem Junghengst und das regelmäßig. Biem Training ist es wichtig, die optimale Mitte zu finden und genau auf den Hengst zu achten, um ihn nicht zu unter- aber auch nicht zu überfordern. Bodenarbeit ist für die Arbeit mit einem Junghengst hervorragend geeignet. Man kann alles mit ihnen machen, solange man die Rangordnung geklärt hat.

Und was, wenn das Pferd die Grenzen austestet? Sofort handeln, ein Klaps auf das Bein, die Nase. Nicht so, dass es ihm richtig wehtut. Nur so, dass es die falsche Tat bemerkt und das direkt im Anschluss, dass es auch weiß, wofür es überhaupt bestraft wird.

Und hoch in den Sattel

Man muss Hengste anders reiten als Stuten oder Wallache? Quatsch. Hengste sind genauso erziehbar, genauso ehrgeizig, genauso leistungsstark wie andere Pferde. Wenn die Rangordnung geklärt ist, ist das Reiten kein Problem, ob junger Hengst oder alter Hengst, in der Halle, auf dem Platz oder im Gelände.

Ein Hengst – ein Herdentier?

Darüber streiten die Pferdefans. Manche sagen, dass Hengst unbedingt von allen Wallachen und Stuten getrennt werden müssen, eine eigene Koppel abseits aller anderen, die Box ebenfalls weit ab vom Schuss. Doch Pferde sind Herdentiere und ein Hengst ist immer noch ein Pferd! Die meisten Hengste sind im Umgang so unkompliziert, dass sie sich mit anderen Hengsten gut vertragen, sei es durch die Trennwand der Box, sei es auf der Koppel. Zur Sicherheit ist es aber immer besser, die Koppel der Hengste nicht neben der von Stuten anzulegen, da sich die Hengste sonst leicht in die Quere kommen, wenn sie um die Aufmerksamkeit der Stute buhlen. Ich kenne auch Hengste, die mit einigen Wallachen auf der Koppel stehen und keine Schwierigkeiten machen, zu viele als das man argumentieren könnte, es handle sich um Ausnahmen.
Hengste sind schließlich keine bösartigen Raufbolde, obwohl es stimmt, dass die meisten Hengste mehr Temperament haben, oder, wie andere es nennen, Charakter.

Foto: giadophoto – Fotolia.com

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