Den Furminator gibt es nun auch für Pferde
Wenn der Winter sich in Frühjahr wandelt, wandelt sich die Tierwelt mit. Vor allem Pferdebesitzer bekommen diese Anpassung an Temperatur und Jahreszeit hautnah mit, im wahrsten Sinne des Wortes. Wem ein dichtes, langes, oft sogar ziemlich wuscheliges Fell gewachsen ist, muss dieses nun möglichst problemlos abwerfen. Es gibt Pferde, bei denen der Fesswechsel mühelos und ganz nebenbei funktioniert. Sie wälzen sich genüsslich, stehen wieder auf, schütteln sich gründlich und schon ist ein Stück Winterfell Geschichte. Wahre Pelzmäntel kann man da manchmal auf dem Boden liegen sehen, man braucht sie nur einzusammeln und kann sie entweder wegwerfen, oder aber recyclen. Polsterfüllung, Pflanzendämmung und vieles mehr ist schon aus abgelegtem Winterfell entstanden.
Doch für viele Pferde, vor allem wenn sie schon älter sind, oder an Stoffwechselstörungen (Cushing, EMS) erkrankt sind, ist der Fellwechsel nicht mehr so einfach. Manche Fellpartien, vor allem an Brust und Bauch, bleiben dem Pferd auch in der warmen Jahreszeit erhalten. Was Mutter Natur fürsorglich so eingerichtet hat, dass sich Pferde auch bei eisigen Temperaturen auf kalten Böden beim Schlafen nicht erkälten, kann unter der sengenden Sommerhitze nicht nur zur Qual werden, zu dichtes Fell kann im Sommer zu ernstzunehmenden Kreislaufstörungen führen. Denn wenn ein Pferd sich nicht mehr durch Schwitzen kühlen kann, stellt es die Schweißproduktion ein und beginnt „zu hecheln“, oder besser gesagt, mit weit geblähten Nüstern sehr angestrengt zu atmen. Dabei werden Herz und Kreislauf stark strapaziert, was schwerwiegende Folgen haben kann.
Genau dafür gibt es den Furminator für Pferde. Der klingende Name drückt bereits alles aus: Zu dichtes Fell wird terminiert. Was bis vor nicht allzu langer Zeit in erster Linie aus der Fellpflege für Hunde und Katzen bekannt war, denen man im Fellwechsel das dichte Unterhaar herausbürstet, bevor es die ganze Wohnung einhüllt, hat auch im Pferdesport Fuß gefasst. Der Furminator ist pferdegerecht konzipiert und gefinkelter ausgestattet. Er ist in seiner Größe irgendwo zwischen Striegel und Schweißmesser angesiedelt, besitzt einen stabilen Griff, der gut in der Hand liegt und auch mit Handschuhen problemlos zu bedienen ist. Die „Wunderwaffe“, der sich jede Unterwolle ergibt, besteht aus einem Metallkamm mit einer Kantenlänge von etwa 13 cm, mit dem man das Fell des Pferdes mühelos bis auf die Haut durchkämmen kann. Besonders praktisch: Direkt hinter dem Kamm, am oberen Ende des Griffes befindet sich ein Knopf, der das gesammelt Fell wieder loslässt, wenn man ihn betätigt. Das einhändige Arbeiten wird so sehr bequem und effektvoll.
Natürlich ist es sinnvoll, ein besonders „gut gewälztes“ Pferd, das sich genüsslich in Schlamm und Staub paniert hat, vor der Anwendung mit dem Furminator vom gröbsten Dreck zu befreien. Dazu reicht ein Metall-, oder Gummistriegel, die Kardätsche verwendet man am besten erst nach dem Einsatz des Furminators. Das Fell des Pferdes sollte aber unbedingt trocken sein, denn auf nassem Fell funktioniert das Ausbürsten nicht. Pferde mit besonders empfindlicher Haut können von der Bearbeitung mit dem Metallmesser Irritationen davontragen, doch der Großteil der Pferde verträgt die Behandlung mit dem Furminator ganz ausgezeichnet.
Das Schönste bei der Anwendung des Furminators fürs Pferd aber ist das Wellness Feeling, das das gebürstete Pferd zu empfinden scheint. Während der 10 bis 20-minütigen Behandlung kann man wirklich mal sehen, wie genusssüchtig Pferde sein können. Da werden einem Körperteile regelrecht entgegengehalten, um das angenehme Kratzgefühl an den Lieblingsstellen zu spüren. Denn man darf nicht vergessen, Fellwechsel geht oft auch mit Hautjucken einher, deshalb wird intensives Putzen in diesen Zeiten von Pferden ganz besonders geschätzt. Da hängen die Köpfe, die Muskeln sind entspannt und die Augen beginnen sich wohlig zu schließen, während des Pferdes Lieblingsmensch ohne Kraftaufwand und Mühe dem dicken Winterfell den Gar ausmacht.
Besonders alte Pferde oder solche, die aufgrund eines Equinen Metabolischen Syndroms besonders starken Fellwuchs haben, sind für den Furminator Zielgruppe. Cushing-Pferde bezahlen ihre Überfütterung mit extrem langem, lockigen Haar. Was für Nicht-Eingeweihte aussieht, wie eine besonders chice Frisur, ähnlich der eines Pudels oder Persianers, ist für Pferdekenner ein Alarmsignal. Der Tumor der Hypophyse, die genau am Kreuzungspunkt des Sehnervs liegt, beeinflusst nicht nur den Fellwuchs. Oft kommt starkes Augentränen hinzu und Reheschübe machen den Hufen des Pferdes zu schaffen. Doch es gibt auch leichte Fälle von Cushing, bei denen das Pferd so gut wie „normal“ leben kann, wenn man von dem übertriebenen Haarwachstum absieht.
Wer ein solches Pferd zu betreuen hat, der wird bald seine Routine im Umgang mit dem Pelz gewonnen haben. Wesentlich ist hier, mit der Anwendung bereits am Anfang des Fellwechsels zu beginnen, dafür aber den Furminator beim Pferd nicht öfter als zweimal wöchentlich einzusetzen. Der Grund dafür ist einfach erklärt: Viele Cushing-Pferde beginnen vor allen anderen mit dem Fellwechsel. Da wird das Haar bereits im August dichter und beginnt im Jänner schon auszufallen – logisch, mehr Haar braucht mehr Zeit zum Wachstum. Im Jänner ist es oft noch sehr kalt, daher sollte man nicht versuchen alles auf einmal auszubürsten, was im Übrigen gar nicht möglich ist, denn wenn Fell noch nicht bereit ist auszufallen, bleibt es in der Haut fest verankert und kann gar nicht ausgebürstet werden. Die ersten Stellen, bei denen der Furminator so richtig effizient zum Einsatz kommt, sind Kruppe, Hals und Rücken. Den Bauch und die Brust kann man in frühen Phasen noch weglassen.
Der Erfolg zeigt sich unmittelbar nach der Behandlung. Das Fell ist tatsächlich deutlich glatter und weniger dicht, der „Mantel“, der nun auf dem Boden liegt, erscheint geradezu bombastisch. Die Haare sollten übrigens nicht auf dem Misthaufen entsorgt werden, das sie anders verrotten, als Exkremente und Einstreu.
Foto: bmf-foto.de – Fotolia.com