Pferde

Dem Pferd was flüstern

Pferdeflüsterer

Über die Kommunikation mit Pferden

Ein Bekannter erzählte mir vor einiger Zeit von einem Pferdeflüsterer, den er gebeten hatte, seine Stute anzusehen, denn sie hatte des Öfteren Probleme mit unbegründetem Lahmen.

Besagter Pferdeflüsterer „redete“ nun einige Minuten mit diesem Pferd und verkündete dann, dass das Pferd keine Semmeln mögen würde. Aber wie funktioniert das mit dem Pferdeflüstern eigentlich und ist es überhaupt hilfreich?

Pferdeflüstern – Was ist das?

Grundsätzlich passt die Bezeichnung „Pferdeflüsterer“ auf alle Menschen, die besonders gut mit Pferden kommunizieren und umgehen können und dabei die Sprache der Tiere verstehen.

Also kann jeder, der sein Pferd aufmerksam und gut studiert und auf die Gestik und Mimik  achtet, ein Pferdeflüsterer sein. Die bekanntesten Methoden, um gewaltfrei mit dem Pferd zu arbeiten sind:

  • Horsemanship
  • Tellington-TTouch
  • Join-Up.

Ziel des Horsemanship ist eine harmonische Beziehung zwischen Pferd und Mensch, wobei sowohl vom Boden als auch vom Pferderücken aus gearbeitet werden kann. Tellington-TTouch, bekannt als TTouch ist eine Mischung aus Horsemanship und  Körperarbeit, die Furcht, Spannungen, Unbehagen und Schmerzen zum Verschwinden bringt. Die Methode des Join-Up wurde entwickelt, um Pferden Vertrauen in die Menschen zu geben und sie als Leittier zu akzeptieren. 

Monty Roberts

Der wohl bekannteste  Pferdeflüsterer weltweit ist wohl Monty Roberts. Von ihm stammt die Methode des Join-Ups, bei welcher das Pferd zuerst vom Menschen weggeschickt wird und erst, wenn es zur Kommunikation bereit ist, eingeladen wird, sich dem Menschen anzuschließen und ihn als Leittier zu akzeptieren. Besonders effektiv ist das Join-Up zur Zähmung eines Wildpferdes, wie es auch Monty Roberts praktiziert. Meiner Meinung nach ist Monty Roberts der Pferdekenner schlechthin, denn er erfand nicht nur das Join-Up, sondern kennt auch die Sprache der Pferde und das Wichtigste: Seine Arbeit basiert nicht auf Gewalt oder Zwang, sondern funktioniert nach dem Prinzip der Wahlmöglichkeit. Das bedeutet, dass die Pferde, mit denen er arbeitet, immer die Wahl haben, ob sie sich ihm anschließen oder nicht, und ob sie mit ihm arbeiten wollen oder nicht. Monty Roberts versteht es, selbst die kleinsten Gesten und Bewegungen der Pferde zu deuten und sein Buch „Die Sprache der Pferde“ ist eines meiner absoluten Favoriten. Das, was er darin beschreibt, sieht man in jedem Video, das von seiner Arbeit existiert und die Anleitungen regen zum Nachmachen und Ausprobieren an.

Linda Tellington-Jones

TTouch ist etwas, das mich schon immer fasziniert hat, weil es auch beim Menschen so gut wirkt. Sei es Cranio Sacral oder Akupressur – wir Menschen reagieren sehr sensibel auf bestimmte Griffe, manche mehr, andere weniger. Wieso sollte es da bei Pferden anders sein? Linda Tellington-Jones ist die Begründerin dieser faszinierenden Arbeit, bei der ein großer Teil die Körperarbeit ist. Die sogenannten TTouches sind Formen von Bewegungen, die meistens kreisförmig mit den Händen am Pferdekörper ausgeführt werden. Es gibt einige unterschiedliche TTouches, manche um Vertrauen zu schenken, andere um Schmerzen zu lindern oder solche, die die Angst nehmen. Natürlich reagieren auch Pferde unterschiedlich auf diese Arbeit, aber der Großteil ist sehr empfänglich für TTouch. Ich persönlich finde, dass TTouch eine wunderbare Möglichkeit ist, Spannung im Pferd abzubauen und Vertrauen aufzubauen.

Pat und Linda Parelli

Parelli: das nach Pat und Linda Parelli benannte Parelli Natural Horse-Man-Ship – Programm, ist keine Reitweise, sondern ein Ausbildungskonzept für Pferd und Reiter. Es basiert auf drei Grundsätzen:

  • Setze die Beziehung zu deinem Pferd stets an erste Stelle!
  • Entwickle dich in allen vier Bereichen des Programmes!
  • Entwickle dein Wissen ständig weiter!

Auf diesen Grundlagen sind vier Level aufgebaut, und ebenso gibt es vier Bereiche, die zur Ausbildung herangezogen werden (Bodenarbeit mit und ohne Seil, Reiten ohne und Reiten mit ständigem Zügelkontakt).
Es sieht so leicht aus, wenn auf Shows oder Veranstaltungen Reiter scheinbar ohne irgendwelche Hilfen zu geben, die schwierigsten Übungen auf ihren Pferden ausführen und sich dabei dieses Systems bedienen, aber dahinter steckt harte Arbeit und langes Training.

Im Grunde muss jeder für sich selbst entscheiden, was das richtige ist. Diese Entscheidung ist oft leicht, manchmal, so wie bei mir, aber auch schwierig zu treffen. Es gibt so viele Möglichkeiten, die eigentlich doch alle gleich sind und als Ziel eine harmonische und gewaltfreie Beziehung zwischen Mensch und Pferd haben, aber die Wege, dorthin zu gelangen, unterscheiden sich oft voneinander. Mich spricht TTouch am besten an, wobei ich auch einige Parelli Elemente in meiner Arbeit mit den Pferden verwende.
Aber eines sei gesagt: Es gibt unzählige Möglichkeiten, erfolgreich mit dem Pferd zu flüstern – wenn Pferd und Mensch gemeinsam lernen, einander zu vertrauen und zu verstehen.

Foto: auremar – Fotolia.com

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