Mit sechs Tipps zum richtigen Reitpartner
Viele Kinder wünschen sich ein eigenes Pferd – und bei leidenschaftlichen Reitern bleibt dieser Wunsch auch bis ins Erwachsenenalter bestehen. Wer sich selbst oder dem eigenen Kind nun endlich ein Pferd kaufen möchte, steht allerdings vor vielen Fragen. Hengst, Wallach oder Stute? Jungtier oder fertig augebildet? Brauche ich beim Kauf einen Tierarzt? Es herrscht große Unsicherheit bezüglich dieser Entscheidungen und Fehler beim Kauf lassen sich später nur sehr schwer oder gar nicht mehr korrigieren. Wir klären, woran das richtige Pferd erkennbar ist, wann es nicht passt und welche Fehler am öftesten passieren.
Das richtige Pferd kommt vom richtigen Züchter
Wer ein Pferd kaufen will, sollte sich auch damit auseinandersetzen, woher das neue Familienmitglied kommt. Sinn macht es natürlich, sich an einen Züchter oder Händler zu wenden, den man bereits kennt – vielleicht verkauft sogar ein Freund oder der Reitstall, bei dem man als Kind reiten gelernt hat.
Bestehen diese Möglichkeit nicht, können Sie an folgenden Kriterien erkennen, ob ein Züchter oder Händler vertrauenswürdig ist:
- Die Pferde sollen nicht möglichst schnell abgegeben werden, sondern erst erwachsen werden und ein gutes Zuhause finden.
- Dem Händler oder Züchter ist es wichtig, dass das Pferd in gute Hände kommt und zu seinem neuen Reiter passt.
- Der Händler oder Züchter kann etwas über den Charakter des Pferdes erzählen und kennt dessen Geschichte.
Stark abgeraten wird von Mitleidskäufen. Der Reiz, ein Pferd zu kaufen oder gar geschenkt anzunehmen, dem es offensichtlich nicht gut geht, ist groß. Allerdings ist diese Tat meistens mit vielen Tierarztkosten verbunden, die nicht immer gedeckt werden können. Auch wird mehr Zeit in die Pflege investiert als in den Sport, was vielen Reitern schnell auf das Gemüt schlägt.
Online-Portale wie „All Your Horses“ können eine erste Anlaufstelle darstellen. Bereits hier sollte sich der Vorbesitzer über den Charakter und die Vorgeschichte des Pferdes äußern können und für eine Besichtigung beziehungsweise einen Proberitt verfügbar sein. Soll das Pferd verkauft werden, ohne dass Sie es vorher reiten durften, ist vermutlich etwas faul.
Hengst, Wallach oder Stute – und was ist mit Jungpferden?
Vielerorts wird davon abgeraten, einen Hengst zu kaufen – und das stimmt auch. Hengste erfordern besondere Haltungsbedingungen und eine starke Hand, die mit ihnen umzugehen weiß. Kann das nicht gewährleistet werden, sollten Sie sich lieber nach einem Wallach oder einer Stute umsehen. Gerade Wallache eignen sich gut als erstes Pferd und können auch von Kindern gut geritten werden.
Der Reiz eines jungen Pferdes ist besonders groß. Es hat noch keine Vorgeschichte, keine schlechten Gewohnheiten und kann gemeinsam mit dem Reiter wachsen. Für unerfahrene Reiter werden Jungpferde gewöhnlich nicht empfohlen, denn sie sind nicht ruhig genug und haben vor allem noch nicht genügend Ausbildung. Fortgeschrittene, die sich den Kauf gut überlegt haben, können mit einem jungen Pferd aber viel Spaß haben.
Wie viel kann ich – und was muss mein Pferd können?
Das eigene Pferd sollte logischerweise auch zu den eigenen Reitkenntnissen passen. Dabei darf ruhig eine Nummer zu groß gewählt werden, denn gerade unerfahrene Reiter werden schnell dazu lernen. Ein Pferd, das dann nicht mithalten kann, unterfordert Menschen mit starkem Lernbedürfnis. Setzen Sie trotzdem nicht auf eine zu große Differenz – dann werden sich Pferd und Reiter bei den ersten Stunden nicht einig.
Für junge, unerfahrene Reiter eignen sich erfahrene und ältere Pferde. Sie verzeihen mehr Fehler und verstehen die Kommandos auch dann, wenn sie nicht mit vollem Selbstbewusstsein gegeben wurden. Ein temperamentvolles, nicht voll ausgebildetes oder anderweitig anspruchsvolles Pferd passt besser zu einem Experten, der weiß, worauf er sich einlässt.
Haben Sie bereits ein Pferd ins Auge gefasst, das auf Sie wirkt wie die Erfüllung aller Träume, versuchen Sie, es trotzdem rational zu betrachten. Hört man ausschließlich auf sein Bauchgefühl und lässt die Logik außen vor, kann das später zum Eigentor werden. Zum Beispiel, weil schüchterne Menschen, die eigentlich ein ruhiges und gelassenes Pferd bräuchten, sich von dominanten Tieren geradezu magisch angezogen fühlen.
Das Pferd auf den eigenen Körper abstimmen
Das Exterieur des Pferdes muss unbedingt zum Reiter passen. So sitzt zum Beispiel eine Person mit kurzen Beinen eher schlecht auf einem besonders großen Pferd, kann nicht richtig steuern und wird vom Pferd schnell untergraben. Ein Reiter mit schmalen Hüften kann Probleme auf einem breit gebauten Kaltblut haben, während zu vorsichtige Menschen nicht gut mit zarten, blütigen Pferden und dem damit einhergehenden Sitzgefühl umgehen können.
Und auch das Gangwerk darf nicht vernachlässigt werden: Es bestimmt das Ausmaß an Bewegung, das das Pferd über seinen Rücken auf den Reiter überträgt. Ein besonders schwungvoller Gang ist für einen eher unerfahrenen Reiter, der die Bewegung nicht ausbalancieren kann, zum Beispiel völlig überfordernd.
Die AKU: Warum immer ein Tierarzt dabei sein sollte
Einige Gesundheits-Checks können Sie beim Züchter beziehungsweise Händler schon selbst durchführen. So können Sie überprüfen, ob das Fell glänzt – stumpfes Fell ist ein Zeichen für schlechte Ernährung – oder ob das Pferd sich überall anfassen lässt. Zieht es bei Berührung zum Beispiel ein Bein oder den Kopf weg, weist das auf ein gesundheitliches Problem hin.
Einen umfassenderen Überblick über die Gesundheit des Pferdes gibt Ihnen die Ankaufsuntersuchung, kurz AKU. Diese wird vom Tierarzt Ihres Vertrauens durchgeführt und kann von Ihnen, dem Verkäufer oder gemeinsam bezahlt werden. Die „Kleine AKU“ beinhaltet Untersuchungen der Hufe, des Knochenbaus, der Gelenke und eventueller Lahmheiten. Große AKUs fügen außerdem eine Blutuntersuchung hinzu, kosten aber auch mehr.
Das Pferd ausprobieren – in der passenden Situation
Selbstverständlich sollte das Pferd nervenstark und gehorsam sein – und das muss ausprobiert werden. Putzen Sie das Pferd vor Ort, um zu sehen, ob es beißt, tritt oder die Ohren anlegt. Führen Sie einen Proberitt durch und schauen Sie, wie das Pferd auf Hilfen reagiert, antrabt und ob es steigt oder bockt.
Neben diesem klassischen Proberitt sollten Sie stets im Gedächtnis behalten, in welcher Umgebung Sie das Pferd später halten und reiten wollen. Was muss es können, worauf darf es nicht reagieren? Nehmen Sie es mit zu einem Proberitt im Gelände, an der Straße entlang oder in der Halle. Nur so können Sie überprüfen, ob das Pferd mit den Bedingungen zurechtkommt, die es in seinem neuen Zuhause erwarten.
Welche Kosten fallen für Haltung und Pflege an?
Bei einem Stall mit Vollpension und einem Reitplatz oder einer Reithalle liegt die Miete für ein Pferd meistens zwischen 300 und 400 Euro. Rau- und Kraftfutter ist meistens inklusive, darüber hinausgehendes Futtermaterial müssen Sie selbst bezahlen. Rechnen Sie außerdem die Hufbeschläge ein, die zwischen 100 und 150 Euro kosten können.
Sollte Ihr Pferd einmal krank werden, ist es sinnvoll, wenn Sie bereits ein wenig Geld für unerwartete Tierarztkosten zurückgelegt haben. Ansonsten macht eine Pferdehaftpflichtversicherung für etwa 70 Euro im Jahr Sinn, die Sie gegen Schäden an Dritten schützt.
Viele Reiter bezahlen außerdem einen Trainer, der sich um die Ausbildung von Mensch und Pferd kümmert. Je nach Art des Trainings kann es sich hier um 20 bis 100 Euro pro Einheit handeln. Starten Sie bei Turnieren, müssen Sie zusätzlich Nenngeld, Anhänger und Spritkosten einrechnen.
Fazit: Welches Pferd passt zu mir?
Diese Frage hängt in erster Linie vom Ausbildungsstand des Reiters ab. So passen zum Beispiel ältere, ruhige und gut ausgebildete Pferde besser zu unerfahrenen, scheuen Reitern. Auch das Exterieur muss passen, sodass Pferd und Reiter gut miteinander arbeiten können. Zuletzt eignen sich Wallache und Stuten für den unerfahrenen Reiter besser als Hengste, die nur etwas für den Profi darstellen.
Vor dem Kauf sollte das Pferd immer unter genau den Bedingungen ausprobiert werden, unter dem Sie es später auch halten und reiten möchten. Außerdem ist ein Tierarzt-Check, die sogenannte AKU, ein Muss. Nur so gehen Sie sicher, dass Sie ein gesundes Pferd kaufen und keine Krankheiten Ihren Geldbeutel später belasten.
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