Pferde

Ausreiten

Erstes Mal ausreiten

Der Traum aller Reitanfänger

Letzte Woche fragte mich eine meiner Klassenkameradinnen, wie viele Reitstunden man nehmen müsse, um mit dem Pferd Ausreiten gehen zu können. Meine ehrliche Antwort darauf wäre gewesen, dass sie mindestens ein, wenn nicht sogar zwei Jahre lang regelmäßigen Reitunterricht nehmen solle, ehe sie sich ins Gelände aufmacht. Als ich sie fragte, ob sie auch richtig reiten lernen wollte, verneinte sie und sagte doch tatsächlich: „Ich möchte nur im Gelände ein bisschen reiten, am Fluss entlang und im Wald…“
Leider haben diesen Traum viele Reitanfänger und viele träumen sogar nur davon, auf Feldwegen entlang zu galoppieren und nehmen Reitstunden nur für diesen Zweck. Dabei ist das Reiten im Gelände viel gefährlicher, als in der Halle oder auf dem Platz. Was sollte man also wirklich können, ehe man sich ins Grüne wagt?

Zuerst einmal sind Pferde, wie ich schon oft erwähnt habe, Fluchttiere. Selbst das bravste Pferd erschreckt sich in der Halle einmal vor einem lauten Geräusch oder bleibt auf dem Platz stocksteif stehen, wenn der knallrote Traktor durch das Nachbarfeld tuckert. Wie man sich also vorstellen kann, bietet das Gelände noch viel mehr Möglichkeiten, sich zu schrecken. Nicht, dass die Pferde es absichtlich tun würden, aber auch brave und abgestumpfte Schulpferde sind nun einmal Fluchttiere und nehmen gerne einmal die Beine in die Hand, wenn sie mit etwas konfrontiert werden, dass ihnen Angst macht. Bei den Ausritten, die ich in meiner Zeit im Schulbetrieb unternahm, ging jedes Mal mindestens ein Pferd durch. Ganz normal, wenn ein Reitschüler im Sattel sitzt, der kaum weiß, was er tut. 

Das ist auch schon der zweite Punkt, der mir ganz wichtig ist: Nach zehn läppischen Reitstunden hat ein Schüler kaum das nötige Wissen und die Erfahrung, sein Pferd in allen drei Gangarten unter Kontrolle zu haben. Klar, auf braven Schulpferden kann jeder – sorry – Trottel herumwackeln, aber das ist weder für das Pferd angenehm, noch für den Reiter entspannend. Außerdem kann der Reiter durch seine Unerfahrenheit dem Pferd oder sich selbst Schaden zufügen. Deshalb ist es zumindest erforderlich, im Schritt, Trab und auch Galopp sattelfest zu sein. Sattelfest bedeutet, in allen Gangarten sicher im Sattel sitzen zu können und auch bei einem plötzlichen Tempo- oder Richtungswechsel nicht vom Pferd zu fallen, und kleinere Bocksprünge sicher sitzen zu können.
Außerdem ist Sicherheit im Gelände absolut notwendig. Die meisten Reitschulen bestehen darauf, bei Ausritten nicht nur einen Helm, sondern auch einen Rückenschutz zu tragen, und Anfängern ist ein Protektor im Gelände sowieso zu empfehlen, besonders mit unbekannten Pferden. Es ist auch sinnvoll, die Steigbügel um zwei oder mehr Löcher kürzer zu schnallen, und sie wie Springbügel zu benutzen, damit man den Pferderücken im Galopp im Leichten Sitz besser entlasten kann und eine größere Sicherheit gegeben ist. Das war mir schon ein paar Mal hilfreich, denn die langen Dressurbügel verliert man viel schneller als kürzere, besonders bei Wegen, die ständig bergauf und bergab gehen oder sogar über kleine Bäche oder Baumstämme führen, die es zu überspringen gilt.
Es ist zwar kein vorgeschriebenes Gesetz, und sobald man die Reiterpass-Prüfung abgelegt hat, darf man auch alleine ausreiten, aber ich würde trotzdem immer nur in einer Gruppe ausreiten, mindestens aber zu zweit. Denn was tut man wirklich, wenn man im Gelände stürzt, das Pferd auf und davon ist, und man selber verletzt ist? Optimal ist eine Gruppe von mindestens drei Leuten, dann kann einer bei dem Verletzten bleiben und Hilfe anrufen, während der andere das Pferd einfängt. Deshalb reiten bei Ausritten in der Reitschule auch immer zwei Begleitpersonen mit, oder sollten es zumindest tun.

Fazit

Es gibt also viele Dinge, auf die man vor dem Ausreiten aufpassen muss. Ich denke mir immer, man soll erst ins Gelände gehen, wenn man sich auf dem Platz völlig sicher fühlt und dem Pferd vertraut.

Foto: Petra Eckerl – Fotolia.com

TOP