Obwohl die Angst vorm Galoppieren für viele Reiter ein sehr präsentes Thema ist, wird dennoch nicht gerne drüber gesprochen. Mit einem Pferd im Gelände zu galoppieren ist für die meisten Reiter ein absolutes Highlight, während es jedoch für einige Reiter eine Vorstellung ist, vor der sie riesige Angst haben. Ängste beim Reiten werden schnell zum Tabuthema, weshalb sich viele Reiter nicht trauen, darüber zu sprechen.
Die Folgen sind immer schlimmer werdende Ängste und nicht selten den vollständigen Verlust der Lust am Reiten. Doch unabhängig davon, welche Gründe für die Angst ursächlich sind, eines macht alle Ängste gleich: Die Angst vor dem Kontrollverlust. Doch hieran lässt sich arbeiten, sodass es wieder möglich ist, gedankenlos mit einem Pferd zu galoppieren.
Ursachen für Angst im Galopp
Angst entsteht in unseren Gedanken. Und je stärker diese Gedanken werden, desto schneller lernen diese, uns zu kontrollieren. Die Angst vor dem Galopp hat dabei ganz unterschiedliche Ursachen. Doch eins haben die Ängste immer gemeinsam: Der Gedanke an einen möglichen Kontrollverlust. Eine der häufigsten Ursachen für die Angst vor dem Galoppieren sind Reitunfälle.
Stürze gehören zum Reiten leider dazu, allerdings können diese Erlebnisse bei vielen Menschen innerlich eine Trauma hinterlassen. Wer einmal einen bösen Sturz erlebt hat, kennt das ungute Gefühl im Bauch, sich wieder auf ein Pferd zu setzen. Während dem Galopp vom Pferd zu stürzen, kann zudem eine sehr gefährliche Angelegenheit sein. Üble Verletzungen können leider eine Folge sein. Menschen, die nach einem Reitunfall ins Krankenhaus mussten, steigen nicht mehr so schnell auf das Pferd, ohne an den Unfall denken zu müssen.
Eine weitere Ursache für die Angst, kann ein Pferd sein, welches sich erschrocken hat und durchgegangen ist. So frei sich der Galopp auch anfühlt, wenn ein kräftiges Tier mit mehreren hunderten Kilo anfängt zu rennen und man selbst hat keine Möglichkeit mehr darauf einzuwirken, kann dies eine tiefe Panik auslösen. Dieser erlebte Kontrollverlust löst ein Trauma aus, welches sich tief im Verhalten verankert. Traumatische Erfahrungen speichern sich im Gehirn für unbestimmte Zeit ab und können sich auf das Denken und den gesamten Körper ausüben.
Doch auch körperliche Ursachen können die Angst vorm Galoppieren beeinflussen. Beispielsweise kann sich eine schlechte Sitzposition negativ auf das Galoppverhalten ausüben. Wer sich auf dem Pferd unsicher fühlt, der hat verständlicher Weise Angst vor schnelleren Gangarten. Die Angst vorm Fallen spielt hierbei eine große Rolle.
Viele Angstreiter neigen dazu, ihre Beine im Galopp anzuziehen. Durch diese Gewichtsverlagerung kann es jedoch dazu kommen, dass der Halt auf dem Pferd nicht mehr gegeben ist. Deswegen kommt es schnell dazu, dass man zur Seite rutscht. Je stärker die Angst vorm Galopp wird, desto stärker verschlechtert sich zusätzlich die Haltungsposition, was das Fallen dann leider auch wahrscheinlicher macht.
Auswirkungen der Angst
Viele Menschen reagieren auf Ängste mit einem Vermeidungsverhalten. Das bedeutet, sie gehen Situationen, in der sie mit ihrer Angst konfrontiert werden würden, gezielt aus dem Weg, da es ihnen ein vermeintliches Sicherheitsgefühl vermittelt. Doch je stärker wir Sachen verdrängen, desto schlimmer wird die Angst davor. Je länger man damit zögert, sich bewusst der Angst zu stellen, desto schneller wird sie zu einer immer größeren, scheinbar unbezähmbaren Sache. Das Vermeidungsverhalten kann dabei unterschiedliche Stärken aufweisen.
Während die einen Reiter lediglich auf den Galopp verzichten, verzichten andere hingehen vollständig auf das Reiten. Sich wieder auf ein Pferd zu setzen, wird in diesem Fall eine unmögliche Vorstellung. Das Vermeidungsverhalten kann sich so stark äußern, dass jeder Gang zum Pferd im Vorfeld mit körperlichen Symptomen einhergeht. Bauchschmerzen, Übelkeit oder schlaflose Nächte sind keine Seltenheit.
Durch die Vermeidung erfolgt gleichzeitig eine Einschränkung des Trainings. Galopp mit dem Pferd wird vermieden, Ausritte werden oft gar nicht mehr wahrgenommen. Da vielen Menschen die Ängste unangenehm sind und sie sich dafür schämen, werden Reitunterrichte ebenfalls nicht mehr wahrgenommen. Die Vorstellung, dass man in einer Gruppe reitet und andere mitbekommen, wie viel Angst man vor dem Galoppieren hat, lähmt und macht handlungsunfähig, daran zu arbeiten.
Umgang mit der Angst
Wichtig ist zu verstehen, dass Ängste im Kopf entstehen. Und diese Ängste kann man lernen, zu überwinden. Hierfür eignen sich speziell geschulte Trainer, die den Umgang mit Angstreitern kennen. Verständnis ist beim Erarbeiten vom Galoppieren das A und O. Doch bevor es ans Galoppieren geht, können Techniken erlernt werden, die zur Entspannung der Gedanken und des Körpers führen. Hierfür eignen sich Atemtechniken, die bewusst die körperlichen Symptome von Angstgefühlen mindern.
Weiterhin eignet es sich bewusst an mehreren Komponenten zu arbeiten. Ein Longentraining kann dazu dienen, dass das Gefühl der Kontrolle des Pferdes sichergestellt ist. Durch die Anwesenheit einer anderen Person, die das Pferd sozusagen leitet, kann ein Sicherheitsgefühl vermittelt werden, sodass man sich ganz alleine auf seinen Sitz konzentrieren kann. Eine Sitzschulung hilft dabei, eine verbesserte Haltung auf dem Pferd zu erlernen. Ein ausbalancierter Sitz wirkt unterstützend beim Aufbau von Vertrauen in das Pferd und hilft gegen den Kampf der Angst vor einem Kontrollverlust.
Training von Pferd und Reiter zur Überwindung der Angst
Um neues Vertrauen zu gewinnen, benötigen Reiter vor allem Zeit. Von jetzt auf gleich kann kein Mensch seine Ängste überwinden. Zum Erwerben von neuem Vertrauen in das Pferd eignet sich ein Bodentraining sehr gut. Durch die Arbeit mit dem Pferd vom Boden aus, kann das Gefühl der Kontrolle über eine Situation langsam wieder erarbeitet werden. Zur Überwindung von Ängsten sollte auf keinen Fall mit Druck vorgegangen werden.
Sinnvoller ist es, sich kleine Ziele zu setzen. Das Erreichen von kleinen gesetzten Zielen kann neue Hoffnung vermitteln und dabei helfen, wieder eine Leichtigkeit im Umgang mit dem Pferd zu entwickeln. Da Pferde die Angst ihres Reiters spüren, neigen sie dazu die Kontrolle zu übernehmen, wenn sie sich unsicher fühlen. Mit einem Training kann ein Vertrauensaufbau zwischen Pferd und Reiter erfolgen. Schritt für Schritt kann sich mit einem Training voran gearbeitet werden.
Fazit
Das Wichtigste, was sich jeder Reiter vor Augen halten sollte ist, dass es absolut kein Tabuthema ist, über die eigenen Ängste beim Reiten zu sprechen. Mit diesen Ängsten ist man jedoch nicht alleine, die Angst vor dem Galoppieren ist sehr weit verbreitet. Doch mit einem gezielten Training, kann man wieder Vertrauen ins Pferd finden und die Ängste nach und nach zu überwinden lernen. Hierbei gilt, dass man sich selbst keinen Druck machen sollte. Kleine Ziele und ein Schritt für Schritt Vorgehen helfen, die Angst kontrollieren zu lernen.
Denn das Gefühl der Freiheit, welches man verspürt, wenn man mit einem Pferd galoppiert, ist unglaublich schön, weshalb die eigene Angst niemals gewinnen sollte.
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